Vor mehr als 30 Jahren kamen aus den Schwulen- und Lesbengruppen einige Menschen auf den Gedanken, schwul-lesbisches Leben auch in dem in dieser Hinsicht etwas verschlafenen Duisburg sichtbar zu machen. Schnell war die Idee geboren, eine schwul-lesbische Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Ein Blick zu anderen Ufern“ zu initiieren. Doch die Sichtbarkeit von Schwulen und Lesben in Duisburg war nur ein Aspekt des Festivals. Es ging ebenfalls darum, eine breite Öffentlichkeit mit den damals aktuellen homopolitischen Themen zu konfrontieren.

Vertreter_innen der verschiedenen Parteien im Duisburger Stadtrat, Stadtverwaltung, Jugend- und Kulturamt, Stadttheater und Stadtbibliothek, Volkshochschule und das Filmforum (bei allen 30 Festivals dabei!) wurden einbezogen. Sie wurden im Laufe der Jahre zu zuverlässigen Kooperationspartnern, oft unter der Prämisse, dass keine Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden mussten. Auch einer Reihe anderen Unterstützer_innen gilt unser Dank, allen voran den großen und kleinen Buchhandlungen aus Duisburg-Mitte, die Veranstaltungsvorschläge aufnahmen und in ihren Räumen und oft auch auf ihre Kosten umsetzten. Last but not least danken wir auch den regionalen wie überregionalen schwul-lesbischen Organisationen, die in den zurückliegenden 30 Jahren die Veranstaltungsreihe bei der Umsetzung finanziell oder durch Bereitstellen von Infrastruktur unterstützt haben.

Einzig von der lokalen Presse wünschten wir uns mehr Wahrnehmung und Berücksichtigung. Dabei ist uns bewusst, dass geschrumpfte Lokalredaktionen und wegrationalisierte Ansprechpartner_innen die Situation nicht gerade verbessert haben. Aber unsere mitunter hochkarätigen Veranstaltungen sollten ihr interessiertes Publikum erreichen können.

Vieles hat sich seit den Anfangsjahren verändert. Nahezu alle von uns angeprangerten Ungerechtigkeiten wurden beseitigt, angefangen bei der Abschaffung des § 175 bis zur rechtlichen Gleichstellung schwuler und lesbischer Lebensgemeinschaften. Wenn heute der Oberbürgermeister der Stadt zum CSD vor dem Rathaus eigenhändig die Regenbogenfahne hisst und die kleine aber feine Demo anführt, sind wir sicherlich auch stolz darauf, mit unserer Veranstaltungsreihe einen Teil zu dieser Entwicklung beigetragen zu haben. Das Festival selbst hat auch eine Wandlung durchlaufen. Seit 2011 würdigt der neue Titel „Queer.Life.Duisburg“, dass auch queere sowie Trans*- und Inter-Themen ihren Weg ins Programm gefunden haben.

Eigentlich könnten wir heute unsere, ebenfalls 30 Jahre älter gewordenen, Hände zufrieden in den Schoß legen und uns zum Kaffeetrinken treffen. Doch ist die Akzeptanz von nicht-heterosexuellen Lebensweisen soweit in der Gesellschaft verankert, dass sie nicht durch den wiedererstarkten Konservativismus und Rechtsradikalismus erschüttert werden kann? Wir befürchten leider: Nein. Die Geschichte von 1933 hat gezeigt, wie schnell eine sich tolerant entwickelnde Gesellschaft ins Gegenteil umschlagen kann. Deshalb gibt es auch heute noch viel zu tun. Und deshalb hat das Festival „Queer.Life.Duisburg“, zu dem wir Sie und Euch auch dieses Jahr wieder nach Duisburg, Moers und Mülheim herzlich einladen, seine Existenzberechtigung.

Auch diese 30. Jubiläumsausgabe des Festivals wird wieder ehrenamtlich organisiert. Die Planung der nun 20 Veranstaltungen haben viele Kapazitäten beansprucht, so dass wir hier dieses Jahr trotz Bemühungen kein externes Grußwort präsentieren können. Nichtsdestotrotz haben wir es gerne selbst verfasst.

Wir hoffen, Ihnen und Euch gefällt das Programm auch in diesem Jahr. Zugleich freuen wir uns über jeden Menschen, der bei uns mitmachen möchte.

Euer Queer-Life-Duisburg-Team